2006 neues Schloss small

In Sangerhausen begann der bundesweite Tag des offenen Denkmals am 10. September bereits am Vorabend, dem 9. September 2006 mit der 5. Nacht der Denkmale.

Auch in diesem Jahr hatten sich die Veranstalter, der Kulturverein Armer Kasten, die Ulrichgemeinde, der Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. und der Einar-Schleef-Arbeitskreis neben Bewährtem auch Besonderes ausgedacht.

Um 19.00 Uhr eröffnete Oberbürgermeister F.-D. Kupfernagel in der Ulrichkirche die erste Veranstaltung "Lieder & Satiren" an der Straße der Romanik. In der kunsthistorisch bedeutenden und inzwischen teilsanierten Ulrichkirche sang und rezitierte Dr. Burkhard Engel Gedichte, Prosatexte und Lieder aus dem Leben und Werk des deutschen Dichters Heinrich Heine.

Danach, ab 20.15 Uhr ließen sich die interessierten Teilnehmer gern ein auf "ent-Führungen" in die Stadtgeschichte, fachkundig betreut durch vier Stadtführer des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. Ausgehend von der Ulrichkirche begann der kulturhistorische Spaziergang in der Romanik, führte über historische Bauten und Plätze des Mittelalters und des 16. bis 18. Jahrhunderts bis in die Industriegeschichte des 19. Jahrhunderts. Die Endstation war gegen 21:00 Uhr das UNISON-Haus in der Kyselhäuser Straße 8.

Ab 21.00 Uhr konnte man hier die vom Salonorchester "La Bohéme" dargebotene Musik der Goldenen Zwanziger im Freigelände des UNISON-Hauses genießen. Unter Leitung von Franticek Werner spielten die fünf Musiker bekannte und weniger bekannte Melodien.

Das UNISON-Haus öffnete erstmals für die Öffentlichkeit seine Türen und präsentierte den neugierigen Besuchern das Ergebnis einer gelungenen Sanierung und Umnutzung dieses Industriedenkmals. Die Geschichte und Architektur des 1857 als Baumwollweberei errichteten Gebäudes wurde erlebbar.

Eine Lesung aus dem Roman "Gertrud" von Einar Schleef rundete das Programm ab. Die ehemalige Wollweberei war seit 1871 Gymnasium, später Erweiterte Oberschule, an der Einar Schleef 1964 die Abiturprüfung ablegte. Aus autobiografischen Teilen des Romans "Gertrud" las Dr. Dieter Wrobel Auszüge am authentischen Ort.

Mit dem Kurzfilm "Der kleine Gutenachtgruß" von Sebastian Mertten und Falko Gerlinghoff verabschiedeten sich die Veranstalter von ihrem interessierten Publikum. Insgesamt haben 175 Personen an den Veranstaltungen teilgenommen.

Zum eigentlichen Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September 2006 bot der Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. Führungen durch das Neue Schloss (Amtsgericht) und das Spengler-Haus in der Hospitalstraße 56 an.

Das Neue Schloss ist ein Renaissancegebäude, erbaut von 1616 bis 1622 als Amtshaus im Auftrag des sächsischen Kurfürsten unter Einbeziehung älterer Bürgerhäuser. Anfang des 18. Jahrhunderts diente es kurze Zeit als Nebenresidenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels. Eine Schlosskapelle aus dieser Zeit wurde schon 1813 wieder abgetragen. Im Neuen Schloss befindet sich ein sagenumwobenes Wahrzeichen Sangerhausens, das Kobermännchen. Der "Goldene Saal" ist heute nur noch als Relikt erhalten. Gerichtsgebäude ist das neue Schloss seit preußischer Zeit. Im vergangenen Jahr wurde eine grundlegende Sanierung des Westflügels abgeschlossen. Auf Initiative des Sangerhäuser Geschichtsvereins und der Mitarbeiter des Amtsgerichts läuft eine Spendensammlung, um den zweigeschossigen Renaissanceerker aus rotem Sandstein zu rekonstruieren, der 1974 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.

Die Führungen im Neuen Schloss durch Helmut Loth, Vorsitzender des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e. V., unterstützt von zahlreichen engagierten Vereinsmitgliedern, begannen um 13.00 und um 15.00 Uhr. Insgesamt 135 interessierte Gäste machten sich mit der Geschichte der Schlossanlage vertraut und konnten sich über den bereits erreichten Spendenstand (17.605,30 Euro) informieren. Am Ende des Tages konnten die Vereinsmitglieder erfreut und dankbar einen weiteren eingesammelten Spendenbetrag in Höhe von 133,60 Euro für die Instandsetzung des Renaissanceerkers auf eines der Spendenkonten überweisen.

Das Spengler-Haus war das Wohnhaus des Sangerhäuser Heimatforschers Gustav Adolf Spengler und seiner Familie. Hier hatte er seine Tischlerwerkstatt und sein urgeschichtliches Privatmuseum. Die Ausstattung der Wohnräume spiegelt die historischen Interessen des Hausherrn auf sehr eigenwillige Art. Nachdem Spengler in Edersleben das Mammutskelett ausgegraben hatte, präparierte er die Knochen bei sich zu Hause und stellte sie in seinem Museum aus.

Durch das Spengler-Haus führte, unterstützt durch Mitglieder des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V., Adolf Spengler, der Enkel des Sangerhäuser Heimatforschers und Mammutausgräbers Gustav Adolf Spengler, ebenfalls Mitglied des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e. V. Die Führungen begannen um 14 Uhr und um 16 Uhr. Die insgesamt 95 erschienenen Besucher nahmen gern die Gelegenheit war, die lebendige Geschichte des Kulturdenkmals Spenglerhaus zu erleben.

Die Ulrichkirche war am Tag des offenen Denkmals von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Die 1116-1123 erbaute dreischiffige, romanische kreuzförmig gewölbte Pfeilerbasilika ist das älteste und bedeutendstes Gebäude der Stadt Sangerhausen und eine Station an der Straße der Romanik des Landes Sachsen-Anhalt. 1991 konnte mit Sanierungsarbeiten am Äußeren, 2005 endlich mit Innenraumsanierung begonnen werden. Die Baumaßnahmen waren verbunden mit dem Ausbau der dringend sanierungsbedürftigen romantischen Strobelorgel (19. Jh.), für deren Restaurierung Spenden gesammelt werden.
Es erfolgten mit Unterstützung durch Mitglieder des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. Führungen durch das Kirchengebäude mit der Möglichkeit von Kirchturmbesichtigungen. Eine Ausstellung zum aktuellen Baugeschehen/Innenraumsanierung und Erläuterungen zur sanierungsbedürftigen und ausgebauten Strobelorgel rundeten das Bild ab.

Weiterhin war am 10. September 2006 die Marienkirche von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Um 1350 wurde sie als Kirche der Vorstadt Neuendorf im gotischen Stil erbaut und ist das zweitältestes Kirchengebäude von Sangerhausen. Das Innere des überhöhten Chorraums ist geprägt von Einbauten nach 1894, wie Kanzel, Orgelempore, Decke und Rippenansätze nicht ausgeführter Wölbung, Nach begonnener Sanierung entsteht hier ein kulturelles Zentrum mit der Möglichkeit sakraler Nutzung. Eine Bilderausstellung in Verbindung mit Tafeln zur Erläuterung über das laufende Baugeschehen wurde im Langhaus von Mitgliedern des Kulturvereins Armer Kasten präsentiert.

Helmut Loth



Erker am SchloßErker am Schloss 

An der Nordostecke der 1616 – 1622 errichteten Schlossanlage zwischen Marktplatzfront und der heutigen Schlossgasse befand sich das wohl prächtigste Bauteil des Schlosses, der ehemals auf zwei toskanischen Dreiviertelsäulen ruhende, zweigeschossige Renaissanceerker mit Türmchen.

Die beiden Brüstungen des ersten Erkerobergeschosses waren mit zwei Wappen gestaltet, die von jeweils einer Begleitfigur flankiert wurden. Auf der linken Seite war das kursächsische Wappen, begleitend von Justitia mit Waage und Schwert, auf der rechten Seite das markgräflich brandenburgische Wappen, begleitend von Viktoria mit Palmwedel.

Der Erker musste leider 1974 wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Seitdem fehlt dem Neuen Schloss ein für Sangerhausen wichtiges und unverzichtbares Identifikationssymbol und Gestaltungselement.

Der Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. und das Amtsgericht Sangerhausen rufen die Sangerhäuser und weitere Interessierte dazu auf, für die Instandsetzung des Erkers zu spenden. Die Spenden sollen der Stadt Sangerhausen als Eigenanteil zur Verfügung gestellt werden, damit weitere Fördermittel für das Vorhaben eingesetzt werden können.

Das Vorhaben wird durch die Schirmherrschaft des Ministers der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt, Herrn Curt Becker, unterstützt.

Spendenquittungen können natürlich ausgestellt werden.

Kreissparkasse Sangerhausen
Kontonummer: 34 019 200
Bankleitzahl: 800 535 52

oder

Volksbank Sangerhausen
Kontonummer: 937 49 000 06
Bankleitzahl: 800 635 58

gez. Helmut Loth
Vereinsvorsitzender

ACHTUNG, der Spendenaufruf für die Instandsetzung des Erkers am Neuen Schloss in Sangerhausen wurde erfolgreich beendet, hier gibt es dazu mehr nachzulesen externlink

Eine Initiative des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. mit Unterstützung des Ministers der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt und des Amtsgerichts Sangerhausen.



Maschinenfabrik Sangerhausen - es war einmalaus Mitteldeutsche Zeitung vom 13.09.2006

Vom Kaiser bis zur Treuhand

Buch erschienen: Sangerhäuser Industriegeschichte wurde aufgeschrieben,Artikel von Marion Rohland

siehe Bild: Die Abrissarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik Sangerhausen ziehen auch immer wieder Schaulustige an. (MZ-Foto: Uwe Gellert) Sangerhausen/MZ.

Eigentlich sollte die Maschinenfabrik Sangerhausen als industrielles Denkmal in der "5. Nacht des offenen Denkmals" neugierige Besucher empfangen. Doch was von ihr bleibt, ist zur Zeit der Anblick von Schutt, Abriss und verkaufter Biografie. Damit dieser Ort industrieller und städtischer Geschichte nicht ganz vergessen wird, verwies Helmut Loth als Vorsitzender des Geschichtsvereins Sangerhausen und Umgebung anlässlich der vergangenen 5. Nacht des offenen Denkmals auf ein Buch: Zwischen Kaiser und Treuhand.

Unter diesem Titel kann nun die Historie der Maschinenfabrik Sangerhausen und damit die industrielle Entwicklung in der Region Sangerhausen nachgelesen werden. Auf Initiative des Geschichtsvereins arbeitete seit 2005 eine Gruppe von Historikern und einstigen Mitarbeitern der unter "Mafa" bekannten Maschinenfabrik an der Geschichtsschreibung. Prof. Dr. Michael Laschke (Berlin) hat dabei nicht nur rein wissenschaftliches Interesse. Mit der Recherche zur Familiengeschichte seiner Ehefrau und Enkelin eines der Gründer der Maschinenfabrik, Julius Hornung, führte es den Historiker auch nach Sangerhausen.

Mit den Recherchen in Stadtarchiven, den Archiven der IHK Nordhausen, mit der Sichtung von Zeitdokumenten, Fotos, Lehrbriefen oder Zeugnissen entstand ein zeitlicher Abriss von der Gründung bis zur Schließung der Mafa.

Unersetzbar waren dabei auch die Erinnerungen jener, die über viele Jahrzehnte ihr Leben und ihre Arbeit mit der Maschinenfabrik verbanden. Unter Leitung von Arthur Leschowski sichtete die Gruppe Material und begann mit der dokumentarischen Aufarbeitung.

Diese gliedert sich auf in zwei Bereiche: Teil 1 des Buches beschreibt die allgemeine Geschichte zu Beginn der Industrialisierung, die mit Gründung der Maschinenfabrik um 1865 in der Region Sangerhausen einsetzte. Der zweite Teil des Buches widmet sich ganz speziell der Fabrikgeschichte - beginnend mit deren Gründung durch Julius Hornung und dem Techniker Flügel. Beschrieben wird auch die Zeit zwischen 1939 und 1945, die Rolle der Mafa im Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 ist mit einem Querverweis auf eine gesonderte Veröffentlichung des Geschichtsvereins versehen.

Das Buch erzählt auch vom Ende eines weltweit agierenden Zulieferbetriebes der Zuckerindustrie, von Treuhand und Ausverkauf. Die Herausgabe des Buches ist eingebettet in eine konzeptionelle Aufarbeitung der Industriegeschichte dieser Region. So fanden im Mai 2005 und 2006 zwei Kolloquien zum Thema in Sangerhausen statt. Geplant sind insgesamt drei Bände. Nach dem Erscheinen des ersten Bandes sitzen Geschichtsverein, Historiker und ehemalige Mafa-Mitarbeiter schon über dem Material für den zweiten Band. Dessen Herausgabe ebenso vom Land Sachsen Anhalt gefördert wird wie die seines Vorgängers. Regionales Engagement bewiesen die Städtische Wohnungsgesellschaft, die Wohnungsgenossenschaft Sangerhausen und die Sangerhäuser Stadtwerke, in dem sie die Herausgabe des ersten Bandes in einer Auflage von 1 000 Stück unterstützten.

Erhältlich ist das Buch für zehn Euro in den örtlichen Buchhandlungen und beim Herausgeber selbst, dem Geschichtsverein Sangerhausen und Umgebung e.V.



Quedlinburger Harz Bote vom 21.04.2006Vereinsaktivitäten im Spiegel der Presse aus Quedlinburger Harz Bote vom 21.04.2006.

Geld für Erker und Rosariumsverein

siehe Bild : Helmut Loth, Bernhard Apke, Rolf Otte, Carmen Claus, Olaf Zärtner und Jürgen Werner (v. l.). MZ-Foto- Peter Lindner

Sangerhausen/MZ/pl. Bei der Verabschiedung von Volksbankvorstand Bernhard Apke in den Ruhestand waren rund 2000 Euro zusammen gekommen. Apke hatte im Vorfeld seiner Verabschiedung die Bitte geäußert, von Geschenken abzusehen und dafür um Spenden für das Sangerhäuser Europarosarium und den Wiederaufbau des historischen Erkers am Amtsgericht geworben.

Zu gleichen Teilen sollte die Summe dem Verein für Geschichte in Sangerhausen und Umgebung sowie dem Förderverein Freunde des Rosariums zu Gute kommen. Während einer Gesprächsrunde in der Sangerhäuser Volksbank-Geschäftstelle wurde beiden Vereinen ein Scheck mit je 1250 Euro übergeben.

Die Volksbank Sangerhausen und Mitarbeiter des Amtsgerichts hatten die Summe noch aufgestockt. Die Freude bei Helmut Loth für den Geschichtsverein und Rolf Otte für die Freunde des Rosariums war groß. Besonders Loth freute sich über die Summe. "Damit haben wir rund ein Drittel dernotwendigen finanziellen Mittel zusammen", so der Vereinsvorsitzende zur MZ. Auf den Konten bei der Kreissparkasse und Sangerhäuser Volksbank sind nun insgesamt Spenden in Höhe von 9925 Euro für die Wiederherstellung des historischen Erkers am einstigen neuen Schloss eingegangen. Und Richter Olaf Zärtner, der die Spende des Amtsgerichts überbrachte, freute sich darüber, dass in absehbarer Zeit das altehrwürdige Gebäude mit dem architektonischen Kleinod nahezu komplett wird.